Oh wie herrlich ist's zu wandern

  
Quellen: Unsere Lieder - Volkslieder aus Hessen; Aulataler Volkstumsgruppe (Hrsg.); Kirchheim, Hessen
Aufzeichnung: Ein wohl noch jüngeres Volkslied - nur im 20. Jahrhundert belegt - das vor allem in Süddeutschland Verbreitung gefunden hat. In Hessen wurde es besonders gerne in der Schwalm gesungen, wo es noch heute volksläufig ist.
Auch bekannt unter:
Anstimmen: E/E
Notenblatt   Quelle: Unsere Lieder - Volkslieder aus Hessen
  
1Oh, wie herrlich ist's zu wandern
über Wiesen, Feld und Hain,
wenn am schönen Sonntagmorgen
strahlend lacht der Sonnenschein,
und die lieben kleinen Vöglein
jubilieren weit und breit,
und die bunten Falter fliegen,
herrlich ist die Jugendzeit.
2Sag, mein liebes Großpapachen,
warum sind gegangen wir
schon so früh am Sonntagmorgen
durch das grüne Waldrevier?
Will dir's sagen, kleine Neugier:
Heute sind es fünfzig Jahr,
da ich lernt hier an der Stelle
kennen deine Großmama.
3Wir hab'n damals nicht gspielt
Pferdchen hopp und Ringelreihn,
dazu wären wir wohl beide
viel zu alt gewesen sein.
Hand in Hand sind wir gegangen
über Wiesen, Feld und Hain
gar so manche Abendstunde
bei hellem Mondenschein.
4Willst du warten kleiner Wildfang,
kann ja laufen icht so schnell,
meine müden alten Beine
tragen mich nicht von der Stell,
bin ja nun wie du kein Kind mehr,
meine Haare sind schneeweiß,
müd und matt sind meine Glieder,
bin ja, wie man sagt, ein Greis.
5Großpapachen, du musst bleiben
viele Jahre noch bei mir,
bin ich dann erst groß geworden,
koch ich selbst das Süppchen dir.
Wenn das Dasein dir dann schwerfällt,
will ich unterstützen dich,
will dich hegen, will dich pflegen,
wie du einst gepflegt hast mich.
6Ja, so ist der Lauf des Lebens:
Jugend flieht, das Alter naht,
und vorbei ist's dann mit allem,
was voraus die Jugend sah.
Oh wie schön ist's, wenn dann
beide liebend reichen sich die Händ
und ganz treu zusammenhalten:
Lebensanfang, Lebensend.
<Druckversion> <Neue Suche>