Die glückliche Nonne

  
Quellen: Deutscher Liederhort (Hrsg.): Ludwig Erk 1856
Aufzeichnung: mündlich aus Schlesien (Breslau) Richters Schlesische Volkslieder mit Melodien Leipzig 1842
Auch bekannt unter:
Anstimmen:
  
1Was wirst mir mittebringen,
Herzallerliebster mein,
von Rosmarin ein Riechel,
von blauer Seid ein Tüchel,
|:von schwarzbrauner Seid ein Kleid.:|
2Ach Jungfer, du bist schön,
ja schön von Angesicht,
wärst du ein wenig reicher,
so wärst du meines Gleichen,
|:heirathen wollt ich dich.:|
3Bin ich auch gleich nicht reich,
so bin ich Andern gleich,
will gehn in Rosengarten,
und will mein Zeit abwarten,
|:bis meines Gleichen kommt.:|
4Kommt meines Gleichen nicht,
so weiß ich, was geschicht,
ins Kloster will ich gehen,
die Welt will ich verschmähen,
|:will werden eine Nonn.:|
5'S war kaum ein Vierteljahr,
daß sie im Kloster war,
ihr Eltern warn gestorben,
groß Reichtum hatt sie erworben,
|:dem Ritter war sie gleich.:|
6Als das der Ritter erfuhr,
daß sie ihm gleiche war:
"Ei Knecht, sattel mir zwei Pferde,
vors Kloster ich reiten werde,
|:zu holen meine Braut.":|
7Als er vors Kloster kam,
ganz leise klopft er an,
fragt nach der jüngsten Nonne,
die erst ist reingekommen,
|:vor einem Vierteljahr.:|
8Es ist zwar eine hinne,
raus aber darf sie nicht,
ihr Härlein sind verschnitten,
ihr Wänglein sind verblichen,
|:den Habit trägt sie schon.:|
9Die Nonn stand an der Seit,
sie hört die Red mit Freud,
gut Nacht, ihr Schwestern alle,
den Habit laß ich fallen,
|:mit dem Ritter zieh ich fort.:|
10Wer hat das Lied erbracht,
und auch zugleich gemacht,
es hats erbracht eine Nonne,
die erst ins Kloster ist kommen,
|:vor einem Vierteljahr.:|
<Druckversion> <Neue Suche>